Antidepressiva

Antidepressiva sind verschreibungspflichtige Arzneimittel gegen Depressionen. Es ist die gängige Theorie, dass Antidepressiva die krankheitsbedingten chemischen Ungleichgewichte und Mangelzustände im Gehirn wieder normalisieren. Sie sollen besonders die Mangelzustände des Neurotransmitters Serotonin beheben. Nach dieser Theorie ist viel Serotonin ist gut für unsere generelle Gestimmtheit, wenig Serotonin führt zu Depression.

Einige Antidepressiva vermehren angeblich Serotonin, andere vermindern Serotonin, wieder andere Antidepressiva haben keinen Effekt auf Serotonin, wieder andere haben Effekte auf die Neurotransmitter Dopamin und Noradrenalin. Alle diese Antidepressiva, unabhängig von ihrer pharmakologischen Wirkung, haben in Metaanalysen statistisch denselben Effekt auf Depressionen: Sie wirken in ca. 28% aller Fälle. Der Placebo-Effekt liegt bei ca. 35%. Es ist schon erstaunlich, dass Mittel mit dieser Wirksamkeit eine Zulassung bekommen!

Irving Kirsch

Die vorliegenden Informationen gehen auf die Forschungsergebnisse des Psychologen Irving Kirsch zurück, dem weltberühmten und mittlerweile emeritierten Professor für Psychologie der Universität Hull in England.

Irving Kirsch ist vor allem für seine Metaanalysen zur Wirksamkeit von Antidepressiva bekannt. „Eine Metaanalyse ist eine Zusammenfassung von Primär-Untersuchungen zu Metadaten, die mit quantitativen und statistischen Mitteln arbeitet. Sie versucht frühere Forschungsarbeiten quantitativ bzw. statistisch zusammenzufassen und zu präsentieren… Metaanalysen werden in allen Forschungsgebieten durchgeführt, in welchen empirische Daten anfallen. Dazu gehören Sozialwissenschaften, Medizin und viele Naturwissenschaften.“ (Wikipedia) In der wissenschaftlichen Forschung hat der statistische Nachweis Beweiskraft für die Annahme oder Ablehnung einer wissenschaftlichen Hypothese. Die Metaanalyse spielt damit eine für die Wissenschaft zentrale Rolle.

Irving Kirsch ist außerdem für seine Forschung zum Thema Placebo bekannt. „Ein Placebo ist ein Arzneimittel, das keinen Arzneistoff enthält und somit auch keine pharmakologische Wirkung hat, die dadurch verursacht werden könnte.“ (Wikipedia) Er forscht noch heute an den „wirksamen“ Bestandteilen von Arzneimitteln, die keine pharmakologisch wirksamen Bestandteile haben (eben Placebos).

Aufgrund eines amerikanischen Gesetzes, des Freedom of Information Act, haben Wissenschaftler einen Anspruch darauf, für wissenschaftliche Forschung relevante Daten von amerikanischen Behörden und Firmen zu erhalten, die der Öffentlichkeit sonst nicht zugänglich sind. Dazu gehören Arzneimittelversuche, die den Nachweis erbracht haben, dass das Arzneimittel unwirksam ist. Diese nicht veröffentlichten Daten fließen legal in die Forschungsarbeit von Irving Kirsch ein.

Doppelblind-Studien

In klinischen Doppelblind-Studien wird der Wirksamkeitsnachweis von Arzneimitteln angestrebt, die Wirksamkeit der pharmakologischen Substanz soll derjenigen eines Placebos überlegen sein, am besten um einen Faktor größer als 2. Die Theorie dieser Studien besagt, dass weder die Versuchsteilnehmer, noch die Personen, die die Medikamente verteilen, wissen, ob sie den pharmakologischen Wirkstoff oder ein Scheinmedikament (Placebo) einnehmen bzw. verabreichen. In den Personengruppen, die sich für pharmakologische Forschung als Versuchsperson zur Verfügung stellen, ist aber bekannt, dass die Feststellung von stärkeren Nebenwirkungen während der klinischen Prüfung ein klares Indiz dafür ist, den pharmakologischen Wirkstoff verabreicht bekommen zu haben. Versuchsteilnehmer sind also nicht so blind, wie die Versuchsanordnung das gerne hätte. Und stärkere Nebenwirkungen fördern die Ansicht der Versuchspersonen, ein wirksameres Mittel verabreicht bekommen zu haben – und fördern positive Berichte über die Wirksamkeit!

Placebos

Für klinische Studien zum Nachweis der Arzneimittelwirkung werden normalerweise nur Versuchsteilnehmer ausgewählt, die im mehrwöchigen Vorlauf zu einer klinischen Studie unter Placebo eine leichte Besserung zu Protokoll geben. Versuchspersonen mit einer starken Besserung, oder ohne jeden Effekt, werden vom weiteren Verlauf klinischer Studien ausgeschlossen.

Dies lässt den Schluss zu, dass Versuchspersonen, die sowieso auf Placebo reagieren, am Ende für die Dokumentation von Arzneimittelwirksamkeit herangezogen werden. Ist die Arzneimittelwirkung von Antidepressiva also mit einem Placebo Effekt zu erklären, speziell weil die Wirksamkeit unterschiedlicher Antidepressiva mit verschiedenen Wirkungsmechanismen in Metastudien gleich ist?

Mögliche Schlussfolgerungen

In klinischen Studien scheinen zur Behandlung von Depressionen bspw. Psychotherapie (mit Antidepressiva oder ohne) oder alternative therapeutische Verfahren auch nicht besser abzuschneiden, als Antidepressiva allein. Andere Verfahren als Antidepressiva haben aber deutlich weniger Nebenwirkungen. Werfen Sie dazu einen Blick auf die Nebenwirkungen von Antidepressiva!

Die oberste Forderung der Medizinethik (sie geht auf Hippokrates zurück) ist aber „Primum non nocere“, zuallererst einmal nicht schaden.

Die Forschung von Irving Kirsch hat den folgenden ethischen Effekt auf die in England praktizierten Leitlinien zur Behandlung von Depression gehabt: Antidepressiva nur bei schweren Depressionen, und nicht bei leichten oder mittelschweren Depressionen einsetzen. Bei leichten oder mittelschweren Depressionen sind Antidepressiva sowieso nicht wirksamer als Hanföl, Vitamin D3 oder Curcuma.

Dipl.-Psych. Ubald Hullin, M.Sc.

Die Forschung von Irving Kirsch hat nicht alle nicht-medikamentösen Verfahren im Hinblick auf Depression untersuchen können, das Angebot ist zu umfangreich. Wenn Sie glauben, unter Depressionen zu leiden, probieren Sie mein therapeutisches Angebot aus. Der Weg zum therapeutischen Fortschritt muss nicht immer so weit sein, wie man befürchtet!