Viele von uns fragen sich immer mehr, wie sie mit der Corona Krise psychologisch umgehen sollen. Was am Anfang letzten Jahres noch wie ein vorübergehendes schreckliches Ereignis aussah, entpuppt sich im Moment für viele Menschen wie eine Geisterbahnfahrt, bei der die Ausfahrt verpasst wurde.

Nach einem Jahr Homeoffice fehlt vielen Menschen normaler beruflicher Kontakt und der körperlich nahe Austausch mit Familie und Freunden in der Freizeit. Den Kindern fehlt der Schulunterricht, Gruppenspaß mit Gleichaltrigen und der Freizeitsport. Es fehlt die klassische Strategie, wenn einem die Decke auf den Kopf fällt: Shoppen, künstlerische Darbietungen, einmal wieder auszugehen und Urlaub.

Ersetzt werden diese und andere reale menschliche Kontakte durch Einschränkungen im öffentlichen Raum und Information über Medien in Panik. Diese berichten über aufgeregte Politiker und gewinnorientierte Unternehmen, die die Rettung in der Katastrophe zu sein scheinen. Deren vorgegebener Weg beinhaltet, die menschliche Würde und Freiheit neu zu definieren: Menschliche Würde und Freiheit sind jetzt, frei von einer Corona Infektion und kein Superspreader zu sein. Die einzelnen Maßnahmen zu diesem Ziel sind heute so und morgen etwas anders, nichts für Perfektionisten, die alles richtig machen wollen. Kein absehbares Ende der Maßnahmen und nicht zu verbergende Richtungsstreitigkeiten hinterlassen Unsicherheit.

Psychologische Tipps

Vielleicht verändert sich unsere Zivilisation gerade grundlegend, vielleicht auch nicht. Menschliche Weltreiche sind aber immer wieder entstanden und zerfallen, manchmal mit mehr und manchmal mit weniger Schaden. Es ist aber immer weitergegangen. Wenden Sie sich deshalb Bereichen unseres Lebens zu, die unabhängig von der wechselhaften menschlichen Zivilisation sind!

Natur

Erfreuen Sie sich an der Natur! Genießen Sie, wie sich die Blütenpracht des Frühlings entfaltet, verbringen Sie so viel Zeit, wie Sie können, in der Natur oder in Parks. Beobachten Sie die Vögel, Insekten und andere Tiere, wie sie sich auf die wärmere Jahreszeit vorbereiten. Hören Sie auf die Laute der Natur und sinnieren ein wenig, wie diese uns seit Menschengedenken begleiten. Beobachten Sie das Spiel der Mimikry in der Natur, das dem Lebewesen Vorteile im Überleben verschafft, das andere täuschen kann. Atmen Sie bewusst die frische Luft, genießen Sie Sonne und Regen: Die Erde dreht sich weiter und die Sonne geht auch morgen wieder auf! Zur Not: Schauen Sie Tier- und Reisefilme an!

Quälende Gedanken und unbeantwortbare Fragen

Häufig sind es quälende Gedanken, die uns verunsichern. Das Problem quälender Gedanken beruht häufig darauf, dass wir auf Fragen eine Antwort suchen, auf die wir keine Antwort finden. Anstatt mit unbeantwortbaren Fragen locker umzugehen, bis sich zu einem späteren Zeitpunkt eine Antwort ergibt, versteifen wir uns und versuchen mit aller Gewalt trotzdem eine Antwort zu erzwingen.

Ein solcher Umgang mit unlösbaren Fragen raubt uns unsere Kräfte, wir werden dünnhäutig und kommen aus der Balance. Besser man hält sich an die stoischen Grundregeln: 1. Lerne zu unterscheiden, was du beeinflussen kannst, und was nicht. 2. Wenn du etwas nicht beeinflussen kannst, dann gehe damit locker und mit innerem Abstand um; bleibe offen für das, was sich in der Folge ergibt. „Kaiser“ Franz Beckenbauer sagte immer: Schau’n wir mal!

Angst vor dem Tod

Das Thema ist natürlich viel komplexer, aber wert in aller Kürze mit einem Zitat aus der Philosophie der Stoa verfolgt zu werden: Der Tod, sagte Epikur, und ich, haben nichts miteinander gemeinsam: Ist er, bin ich nicht, und bin ich, ist er nicht. Ist es nicht interessant, diesen Standpunkt in sich zu bewegen?

Zukunft und das Wie-Wenn-Prinzip

Das Wissen um zukünftige Ereignisse war für alle Kulturen schon immer interessant. Ob die Deutung durch geworfene Tierknochen, durch Sternzeichen, Orakel oder weissagende Bücher erfolgte, macht dabei keinen Unterschied. Heute haben statistische wissenschaftliche Kalkulationen das Sagen, vor allem, weil damit astronomische Umlaufbahnen um die Erde oder die Flüge zum Mond erfolgreich durchgeführt werden konnten. Das Verhalten von lebenden Organismen zu kalkulieren ist ungleich komplexer: Wie tödlich ist bspw. das SARS-CoV-2 Virus etc.?

Allen Voraussagen gemeinsam ist, dass sie Annahmen über die Zukunft sind. Voraussagen sind besonders bei lebenden Organismen wegen ihrer Komplexität schwierig, weshalb die Irrtumswahrscheinlichkeit der Voraussagen in diesem Feld hoch ist. Diese Voraussagen sind zudem nicht die Wahrheit, sondern nur eine perspektivische Möglichkeit von vielen. Sonst wären wir im Besitz der „blauen Kugel“ und könnten uns viele Ausgaben für wissenschaftliche Forschung sparen.

Experimentieren Sie deshalb damit, einfach so zu tun, wie wenn alles in Ordnung wäre. Das ist eine Anwendung des Wie-Wenn-Prinzips. Überlegen Sie, wie Sie sich verhalten würden, wenn alles in Ordnung wäre. Lassen Sie die Belastungen nicht so sehr an sich heran und beschäftigen Sie sich lieber damit, wie es wäre, wenn Sie alles ziemlich gut im Griff hätten. Dieses Denken führt zu kreativen Lösungen, und Sie gewinnen heilsamen inneren Abstand.

Komödie oder Tragödie

Letztlich bestimmen Sie, wie Sie die Ereignisse interpretieren: Ob Sie daran verzweifeln (Tragödie) oder darüber lachen (Komödie). Versuchen Sie belastende Vorstellungen einfach humorvoll zu interpretieren, ringen Sie um eine humorvolle Sicht der Dinge! Wenn Sie Vorbilder dafür brauchen, schauen Sie sich die Aufführungen von Kabarettisten an und lernen Sie daraus. Humor ist, wenn man trotzdem lacht!

Schluss

Es war mein Ziel, Anregungen zu geben, wie man mit der Corona Krise psychologisch umgehen könnte. Diese sind natürlich nicht vollständig und auch nicht in jedem Detail ausgeführt.

Wenn Sie professionelle psychologische Beratung benötigen, stehe ich Ihnen gern in meiner Privatpraxis oder über Zoom qualifiziert zur Verfügung.