Du-Bild_kIn unserem inneren Dialog zum Selbst Coaching beschäftigen wir uns meistens mit den Ungereimtheiten und unerfüllten Zielen und Wünschen unseres Lebens. Diese sind mit negativen Gefühlen und belastendem Stress verbunden. Oft fühlen wir uns im Selbstgespräch diesen Faktoren hilflos ausgesetzt und versuchen, sie mit positivem Denken, das einen aber mit der Zeit erschöpft, mehr recht als schlecht zu bewältigen.

Wir führen unser Selbstgespräch in der der ersten Person

Wer seinem inneren Dialog schon einmal beobachtet hat weiß, dass dieses Gespräch immer in der ersten Person geführt wird, beispielsweise: „ Ich habe ein Problem, ich muss mich anstrengen, ich muss noch dies und das erledigen, ich bin betroffen, ich will meine Ziele erreichen etc.“ Es erscheint uns vollkommen selbstverständlich, wenn wir so mit uns sprechen.

Ist der innere Dialog in der ersten Person der wirksamste?

Diesen Sachverhalt hat Ethan Kross, Professor für Sozialpsychologie an der Universität Michigan, aktuell einer näheren wissenschaftlichen Betrachtung unterzogen. Seine Fragestellung war, inwieweit die Art, wie wir unseren inneren Dialog führen, unsere Erwartung Stress selbst wirksam zu regulieren, beeinflusst. Die Hypothese: Wenn wir nicht in der ersten Person mit uns sprechen, sondern in der zweiten oder Dritten („du“ oder der eigene Vorname), dann distanzieren wir uns leichter von unserem Thema, als wenn wir in der ersten Person darüber mit uns selbst unterhalten. Diese innere Distanz könnte die Bewältigung von Stress aus dem Umfeld unseres Lebens optimieren.

Psychologische Daten und Untersuchungen

In einer Reihe von 7 Studien wurden insgesamt 585 Personen mit stressigen Situationen konfrontiert.

Zunächst wurden Daten über die Gefühle, Gründe und Einsichten in einer drei Minuten langen Introspektion gesammelt, wenn die Versuchsteilnehmer häufig die Worte „ich“ oder „mein“ verwenden, also die übliche Art den inneren Dialog zu führen. Danach wurden Daten über die Gefühle, Gründe und Einsichten gesammelt, wenn die Versuchsteilnehmer häufig die Worte „du“ oder ihren eigenen Namen verwenden.

Es zeigte sich, dass sich die Versuchsgruppe mit der Du-Perspektive oder dem Vornamen im inneren Dialog angstfreier und souveräner fühlte, einfach weil mehr innere Distanz und damit innere Sicherheit wahrgenommen wurde.

In einem Versuch, bei dem Studentinnen bei einem unbekannten Studienkollegen einen möglichst guten ersten Eindruck machen sollten, hielten die Versuchspersonen der Du-Gruppe eher Blickkontakt, waren wortgewandter und äußerten weniger unangenehme Gefühle über die Situation. In diesen Belangen waren sie der Ich-Gruppe überlegen.

Auch die Studenten der Du-Gruppe, die eine unvorbereitete freie Rede vor unbekanntem Publikum halten sollten, hatten weniger Angst als die Studenten, die in der ersten Person überdiese Aufgabe nachdachten. Nach einer freien Rede über ihren Traumjob grübelten die Teilnehmer der Du-Gruppe weniger lang über ihre Rede nach, als die Teilnehmer der Ich-Gruppe.

In einen weiteren Versuch sollten die Versuchsteilnehmer schriftlich über eine schwierige Situation (bspw. Vorstellungsgespräch oder Prüfungssituation) berichten. Die Teilnehmer der Du-Gruppe betrachteten die Situation eher als Herausforderung, während die Teilnehmer der Ich-Gruppe die Situation eher als Bedrohung erlebten.

Erfolgreicheres Selbst Coaching in stressigen Situationen

Eine etwa 3 Minuten lange Betrachtung der stressauslösenden Situation aus der zweiten oder dritten Person heraus hilft danach, diese Situation mit weniger Angst, distanzierter, entspannter und zuversichtlicher zu erleben. Das Vorgehen optimiert die kommunikative Stärke, auch von ängstlichen Menschen, wie die Autoren der Studie meinen.

Vor stressigen Situation sollte man konsequent aus der zweiten oder dritten Person heraus die folgenden Fragen in sich bewegen: Welche Gefühle hast du, warum hast du sie und wie gut kannst du damit umgehen? Dann kann man sich ermutigen: Das kannst „du“ oder „sie/er“ doch! Oder: Sie/Er (man selbst) steckt zwar in einer unangenehmen Situation, aber sie/er kann sich trotzdem achten und schätzen und die unangenehme Situation in den Griff bekommen.