Burnout1Burn-out gilt als eine durch Arbeitsbedingungen hervorgerufene Form emotionaler und in der Folge auch körperlicher Erschöpfung, die mit ausgeprägtem Zynismus einhergeht.  Zu diesen Arbeitsbedingungen gehören auch Leistungen im privaten Umfeld, wie beispielsweise die Erziehung von Kindern. Betroffene sind traditionell vor allem Menschen in Dienstleistungsberufen, wie beispielsweise Krankenschwestern, Vertriebsmitarbeiter, Lehrer, Manager und Ärzte. Nach einer Online-Befragung unter Ärzten in Österreich haben 20% der Ärzte manifeste Burn-out Symptome, weitere 50% der Ärzte gelten als Burn-out gefährdet. Heute gibt es kaum noch Berufsgruppe, die nicht betroffen ist. Charakteristisch ist dabei die Situation, dass die Betroffenen sich immer mehr unter Druck setzen, bis sie nicht mehr können und ausgebrannt sind.

Burn-out in der Anfangsphase

Auffallende Merkmale der Phase 1 sind beispielsweise:

  • Der Beruf ist der hauptsächliche Lebensinhalt; man geht weit über seine normalen Grenzen, um seine beruflichen Ziele zu erreichen
  • Die Erreichung der Zielsetzung ist so übermäßig wichtig, dass man
    • Auf Erholung oder Entspannung verzichtet und sich permanent unter Druck setzt
    • Sich unersetzbar, mit unbeschränkten Kraftreserven und perfekt fühlt
    • Andere mit ähnlicher Aufgabenstellung in ihrer Leistungsfähigkeit abwertet
    • Den eigenen Kollegen gegenüber die eigene Überlegenheit durchblicken lässt, auch durch Aktionismus
  • Körperliche Bedürfnisse treten in den Hintergrund
  • Kritik an der eigenen Leistung wird heruntergespielt
  • Soziale Kontakte werden nur noch im Leistungsbereich gepflegt der eigene Partner und die Kinder werden vernachlässigt
  • Erschöpfung und chronische Müdigkeit
  • Ablenkung und Abreagieren durch vermehrten Alkohol-, Tabak-, und Internetkonsum
  • Stressbewältigung durch Essen oder vermehrten Sex
  • Konzentrationsschwäche, Schlafstörungen, Ängste, Depressionen
  • Verspannungen, Drehschwindel, Extrasystolen, erhöhter Puls ohne körperliche Belastung

Akute Überbelastung führt in der Regel nicht zu Burn-out, weil nach der Stressphase wieder Erholung eintritt.

Burn-out in der fortgeschrittenen Phase

Nach allen Bemühungen, das Leistungsziel zu erreichen oder zu übertreffen, setzen Ernüchterung und Enttäuschung und aus Erschöpfung Rückzug vom ursprünglichen Leistungsziel ein. Dieser Rückzug vermindert das Selbstwertgefühl des Betroffenen und ungerichtete Selbstzweifel nehmen ihren Anfang.

  • Zweifel am Leistungsziel treten auf, weil die Deckungsgleichheit zwischen Selbst- und  Fremdbild nachlässt und die entsprechende berufliche Anerkennung nicht erfolgt
  • Die Leistungsanforderungen werden unflexibel und starr erfüllt, weil die subjektive Integration der Meinung von andern mit der eigenen Meinung problematisch wird
  • Der Kontakt mit den an der Leistung Betroffenen wird unangenehm und vermieden; man sucht zur Bestätigung den Kontakt zu Kollegen mit gleicher negativer Einstellung
  • Man wird bei der Erbringung der eigenen Leistung nachlässig
  • Man macht sich schwere Selbstvorwürfe für das eigene angenommene Versagen und erhöht den Druck auf sich selbst (wie bei Depressionen).
  • Die mit dem Zustand verbundene Erregung (Grübeln etc.) führt zum Gebrauch von Medikamenten und übermäßigem Alkoholgenuss
  • Man hält Burn-out für eine körperliche Erkrankung
  • Man zieht sich nicht nur im beruflichen Umfeld, sondern auch von der Familie und Freunden zurück, da die Probleme von anderen generell keine Gelegenheit zu Hilfe sind, sondern nur eine Belastung

Kompletter Burn-out

Man bestraft und quält sich mit den wahrgenommenen Enttäuschungen und Kränkungen – die nicht von anderen nachvollziehbar sein müssen – und stellt Überlegungen ohne absehbare Folgen dahingehend an, die ursprünglich aus Begeisterung ausgewählten Lebensziele aufzugeben. Dies kann zu ohnmächtiger Autoaggression oder zu Wutausbrüchen anderen gegenüber führen oder zu krankhaftem Fehlerfinden bei anderen im Kontext der beruflichen Aufgabe. Typisch für diesen Zustand ist, dass man die Hilfe von anderen ablehnt.

Wenn dieser Zustand andauert, werden Betroffene zunehmend unsicher, verlieren die Fähigkeit sich selbst zu organisieren und grübeln immer mehr ohne eine Entscheidung zu treffen, auch über Aufgaben mit wenig Komplexität. Viele reduzieren ihre Leistung auf Dienst nach Vorschrift – mit allen negativen beruflichen Konsequenzen.

Das individuelle Leben wird bedeutungslos, wie wenn man davon kein Teil mehr wäre. Desinteresse, Vereinzelung, Unzufriedenheit mit sich selbst und sozialer Rückzug sind die Folge, begleitet von der Angst, durch die eigene Unfähigkeit auch noch die verbliebenen Bezugspersonen zu verlieren. Die damit einhergehende existentielle Verzweiflung hat unabsehbare Konsequenzen.

Psychologe hilft

Ein Psychologe kann dabei helfen, die falsche Zuordnung von Gefühlen zu Erfahrungen im Burn-out zu ordnen und diese wieder zu normalisieren. Dieser psychologische Prozess erfordert nicht den langen Zeitaufwand, den man vielleicht vermuten würde. Deshalb besteht auch bei Burn-out wirklich Hoffnung auf ein Ende der Zustände.