stethoscope closeup heartHinweis für den Leser

Wenn Sie den 1. Teil des Artikels gelesen haben, lesen Sie bitte ab der folgenden Überschrift weiter. Wenn Sie den ersten Teil des Artikels noch nicht gelesen haben, lesen Sie diesen Teil 1 bitte, bevor Sie weiterlesen. Damit können Sie den Kontext der folgenden Ausführungen besser verstehen.

Gefahren führen zu Reflexen im Körper

Eine besondere Wahrnehmung ist die Wahrnehmung von Gefahr. Wir wissen normalerweise genau, was eine Gefahr in unserem Leben ist. Welche Körperreflexe können entstehen, wenn wir Gefahren wahrnehmen?

  • Wir gehen über die Straße, vorsätzlich, ohne nach links und rechts zu schauen: Wir haben dabei bspw. ein unangenehmes Gefühl in der Magengrube, weil wir überfahren werden könnten.
  • Wenn wir im Supermarkt etwas stehlen, haben wir vielleicht Herzpochen, weil wir erwischt werden könnten.
  • Wenn wir einen gefährlichen Weg begehen, bewegen wir uns langsam und bedacht, damit wir uns bspw. kein Bein brechen.
  • Etc.

Zellreaktionen und Körperreaktion der oben beschriebenen Art treten auf, wenn wir wahrnehmen, dass alles, was wir mit Normalität verbinden, keine Fortsetzung zu haben scheint.

Gefahren sind auch Situationen, in denen wir wahrnehmen, dass ein subjektiv als ziemlich angenehm empfundener Zustand ein Ende haben könnte:

  • Wir hören eine glaubwürdige Nachricht, dass unsere Währung gefährdet ist. Uns wird schwindlig bei dem Gedanken, dass unsere Bankguthaben wertlos werden könnten.
  • Um beispielsweise den angenehmen Geschmack einer Mahlzeit weiter auszukosten, essen wir weit mehr, als es unsere Magendehnung zulässt und nehmen dafür ein Völlegefühl im Magen in Kauf.
  • Weil wir Unterbrechungen in wichtigen Besprechungen hassen, entleeren wir unsere Blase, auch wenn wir gerade auf der Toilette waren und die Blase leer ist, prophylaktisch.
  • Wir haben in unserem Leben alles bestens geregelt, da nehmen wir plötzlich ein Herzstolpern wahr. Wir befürchten, dass wir etwas übersehen haben könnten, was unser mühsam geregeltes Leben doch noch in Unordnung bringen könnte.
  • Etc.

Körperreflexe auf die Wahrnehmung von Gefahren – und damit körperliche Symptome – sind also etwas ganz Alltägliches und Offensichtliches.

Die oben genannten Beispiele sind Zustände von Stress, die mehr oder weniger angenehm für uns sind. Grundsätzlich kommen wir in den oben genannten Situation aber zurecht, auch wenn wir – oft wegen der unangenehmen Körperreaktionen – das Gefühl haben, dass es uns nicht gut geht.

Das Gefühl der Überwältigung

Es gibt aber auch Situationen, die uns total überfordern. In diesen Situationen erleben wir Erregungszustände, die uns das Gefühl geben, unsere Selbstregulation zu verlieren, landläufig: das Gefühl, den Verstand zu verlieren (genauso schlimm wie der Tod). Wir haben das Gefühl, dass wir zwangsweise anders (und meistens unmoralischer oder egoistsicher) sein müssen, als wir es normalerweise sind. Das sind Anzeichen von Überwältigung.

Überwältigen kann uns bspw. ein Streit unserer Eltern, Mobbing, eine Drohung oder tatsächliche körperliche Gewalt und psychische Folter, aber auch der vergleichsweise banale Moment, in dem wir uns verlassen fühlen, weil wir bspw. im Supermarkt die Orientierung verloren haben.

In diesen Zuständen erleben wir einen Black-out, das heißt, dass unser Bewusstsein kurz das Alltagsbewusstsein verlässt. Aus diesem hypnotischen Zustand kehrt unser Bewusstsein in der Regel nach Sekundenbruchteilen in den normalen Zustand wieder zurück und merkt sich von diesem Vorfall der Überwältigung vor allem die Körperreflexe und dass sich ein solch leidvolles Ereignis nie wiederholen darf.

Die Fähigkeit zu differenzieren, was für uns die konkrete Ursache der Überwältigung ist, nimmt in dem Moment, in dem wir in irgendeiner Situation überwältigt sind, ab, oder geht vorübergehend ganz verloren. Unser Gedächtnis merkt sich bei dem Black-out im Moment der Überwältigung alles nur Erdenkliche und alle Begleitumstände, alle Sinneswahrnehmungen und Vorstellungen, die für es die Auslöser dieser Gefahr sein könnten. Es merkt sich nicht selektiv den tatsächlichen Auslöser der Gefahr, bspw. ein näher kommendes Auto als Gefahrenquelle für eine Verletzung. Dadurch entstehen viele Gedächtnisinhalte, die mit der Wahrnehmung von Gefahr verbunden sind, mehr als rational sinnvoll und nötig sind.

Konsequenzen im Alltag

Unser Alltagsbewusstsein ist nicht alles. Wir alle wissen, dass wir in bestimmten Situationen so reagieren, als wären wir das Zerrbild unserer selbst und nicht mehr wir selbst (normal). Diese Beobachtung legt nahe, dass es Faktoren in unserem Leben gibt (häufig als „Unterbewusstsein“ bezeichnet), die mit unserem Bewusstsein unter bestimmten Umständen „spielen“: Wir sind in den Händen dieser Faktoren manchmal macht- und willenlos, ohne die Option einer psychologischen Selbstregulation, ohne eine Wahlmöglichkeit so zu sein, wie wir eigentlich sein wollen. Warum ist das so?

In unserem Gehirn läuft permanent ein Abfrageprozess an unsere Gedächtnisinhalte ab. Dabei wird die Frage gestellt, ob es in einer ähnlichen Situation, wie der gegenwärtigen Situation, schon einmal Gefahr gegeben hat. Sollte es in einer ähnlichen Situation schon einmal Gefahr gegeben haben, sagt sich unser Körpersystem, das es sich nicht mehr so, wie beim ersten Mal, überwältigen lassen will und muss. Unser Körpersystem geht in ähnlichen gegenwärtigen Situationen deshalb – psycho-logisch korrekt – standardmäßig davon aus, dass sich die Gefahr wiederholen wird – ohne unsere bewusste Entscheidung oder gar Mitbestimmung in dieser Angelegenheit einzuholen. Tatsächlich wird unter diesen Umständen unsere Fähigkeit, bewusste Entscheidungen treffen zu können, herabgesetzt und unsere Erinnerung ist eingeschränkt, dass wir bewusste Entscheidungen in anderen Situationen ohne weiteres treffen können.

Bedingt durch die Abfrage nach ähnlichen Inhalten entstehen zwangsläufig immer mehr Ähnlichkeiten mit Situationen, die wir mit Gefahr verbinden; Ähnlichkeit ist ein Anhäufungsprinzip. Weil die Abfrage nach Ähnlichkeit einfach und schnell funktioniert, kommen wir gedanklich nicht hinterher und unsere Gedanken scheinen zu jagen und wir können sie nicht ordnen. Dadurch erleben wir immer mehr Situationen mit erregenden körperlichen Symptomen und dem damit verbundenen Black-out, die uns häufig unbewusst sagen, dass eine an sich bekannte Gefahr wieder auf uns zukommen könnte.

Dies ist die Ursache von körperlichen Beschwerden, die medizinisch einer Diagnose nicht zugeordnet und medizinisch (im Standardmodell) nicht sinnvoll behandelt werden können.

Was ein Psychologe leisten kann

Jeder Mensch macht zwangsläufig negative Erfahrungen im Laufe seines Lebens. Wir müssen aber nicht die ganze zweite Lebenshälfte mit Psychotherapie verbringen, nur um die negativen Erfahrungen der ersten Lebenshälfte aufzuarbeiten. Moderne psychologische Beratung und Psychotherapie können oft mit geringem oder überschaubarem zeitlichem Aufwand die dargestellten Symptome lindern oder ihnen ein komplettes Ende bereiten.

Dazu wird die relevante Erinnerung nicht von ihrem Inhalt, sondern von der begleitenden Erregung befreit. Ist eine Erinnerung frei von der bisherigen begleitenden Erregung, scheidet sie für die Anfrage, ob es in einer ähnlichen Situation schon einmal Gefahr gegeben hat, aus. Im Ergebnis bleiben wir ruhig. Je mehr Situationen in der Erinnerung frei von Erregung sind, desto weniger reagieren wir in aktuellen Situationen aufgeregt und können dann immer mehr so sein, wie wir das wollen.

Die mit der Wiederherstellung der der psychologischen Selbstregulation therapeutische Erfahrung ist angenehm, transparent und nachvollziehbar für den Klienten und vor allem wirksam. Sie erfüllt alle Anforderungen an eine wertschätzende und bereichernde Lebenserfahrung, die man guten Gewissens seinen Liebsten auch weiterempfehlen kann.