Burn Out und Stress

Alle Wege bahnen sich vor mir, weil ich in Demut wandle. Johann Wolfgang von Goethe

Demut ist ein ziemlich unpopulärer Begriff.

Besser scheint zu klingen: Ich gehöre zum inneren Kreis oder zum Führungskreis des Unternehmens, ich bin TOP, der Spezialist und: Ich habe das Sagen!

Natürlich sollen wir das Beste aus unserem Leben machen! Aber manchmal werden uns andere vorgezogen, ganz gleich, ob man das verdient hat, oder nicht. Das trifft jeden und es spielt dabei keine Rolle, ob man Hinz und Kunz heißt, ein Industriekapitän oder Mitglied einer einflussreichen Familie ist.

Wir reagieren, wenn unsere Erwartungen an die Wirklichkeit und unsere Erfahrung nicht zusammenpassen. Populäre Reaktionen sind: Betrinken, Weglaufen, Vergessen, Verdrängen, den anderen die Schuld geben und Wut und Ärger, Trotz und Schmollen, Verunsicherung etc.

Demut in einer solchen Situation kann schlicht heißen: Weil das Leben gut zu mir ist hat es eine förderliche Bedeutung, wenn meine Erwartungen nicht erfüllt werden. Worin besteht also das Gute an dieser Erfahrung für mich? Das ist Agieren.

 

Beispielsweise:

  • Ich bin gerade nicht fit. Bevor ich weitere Herausforderungen meistern kann, ist  es besser, dass ich mich etwas erhole und auf meine Grenzen achte. Wie bei Burn-out.
  • Meine Beziehung oder mein Kind braucht Zuwendung, und das ist momentan wichtiger als fesselnder Erfolg.
  • Vielleicht habe ich mir nur etwas beweisen wollen, und andere haben einen wirklichen Beitrag geliefert.
  • Ich sollte vielleicht mutig ein anderes Umfeld suchen, das zu meinem Leistungspotenzial oder meinem Beziehungspotenzial besser passt.
  • Ich sollte dankbar für alles Gute in meinem Leben sein.

Und viele andere Möglichkeiten mehr. Der Konflikt zwischen unserer Erwartung und der Wirklichkeit – und der damit verbundene Stress – soll auf alle Fälle nicht zu der bekannten Schlussfolgerung führen: Ich bin schuld und zu doof. Er soll zu der Erkenntnis führen, dass nicht alle Ursachen richtig gesetzt wurden. Aber die kann man schrittweise verändern, in umsichtiger Salamitaktik.

Demut heißt: Wenn das Ziel gerade nicht verfügbar ist, ist der Weg das Ziel. Weil es sowieso weiter geht und ein Hindernis im positiven Sinn immer instruktiv ist.

Und so bahnt Demut die Wege – für jeden von uns.