FreundeSelbstbewusstsein und Leichtigkeit sind keine Eigenschaften, die beim einen Menschen vorhanden sind und beim anderen nicht. Alle Menschen haben sie, besonders in der Gemeinschaft mit Freunden und guten Bekannten. Diese Eigenschaften sind aber in bestimmten Situationen unter den Eigenschaften der Härte und Lieblosigkeit uns selbst gegenüber verborgen. Es erscheint uns dann viel imposanter, wenn wir mit uns hart ins Gericht gehen und uns selbst jeden kleinen Fehler gelangweilt und jähzornig unter die Nase halten: Ein solches gnadenloses Verhalten uns selbst gegenüber erscheint uns richtig, wirkungsvoll und wichtig.

Die Wichtigkeit einer negativen Einstellung uns selbst gegenüber rührt daher, dass wir glauben nur mit Druck gegen uns selbst erfolgreich sein zu können. Dieser Druck vermittelt uns, wir könnten der Unsicherheit zu versagen entgehen und unser Ziel trotzdem erreichen. Wenn wir nur genug Druck auf uns ausüben, dann haben wir zumindest das in unserer Macht stehende getan, um unsere Ziele zu erreichen. So wird unsere Einbildung gestärkt, sie wird wichtiger als die Erreichung des Ziels. Wir erliegen der Illusion, dass alle Geschehnisse im Leben in unserer Macht liegen, und das ist ja fraglich.

Selbstdisziplin und Druck

Druck auf uns selbst hat nichts mit Selbstdisziplin zu tun. Selbstdisziplin unterscheidet sich vom Druck, den man auf sich selbst ausübt, dadurch, dass Selbstdisziplin ein von uns selbst kontrolliertes stetiges Verhalten ist: Wir tun, was wir wollen, um ein Ziel zu erreichen – wir geben unser Bestes. Wenn wir nämlich vergleichen, wie häufig wir befürchtet haben, unsere Ziele zu verfehlen, mit dem tatsächlichen Stand, wie häufig wir unsere Ziele erreicht haben, dann ist die Bilanz meistens klar positiv: Wir erreichen mehr, als wir uns zutrauen. Wir lassen deshalb nicht nach, wenn es so aussieht, wie wenn wir unser Ziel verfehlen würden.

Druck schleicht sich dagegen immer wieder leise bei uns ein, eigentlich ungewollt und wie ein ungeliebter aber tolerierter Bekannter, der sich uns gegenüber schamlos herausnehmen darf, was er will. Druck sagt uns, dass die Zukunft für uns doch nichts werden wird, weil wir viel zu schlecht sind; aber eine kleine Chance gesteht der Druck uns vielleicht doch noch zu. Wir setzen uns mit unmäßigen Selbstvorwürfen unter Druck und wir schämen uns, weil wir es unserem inneren Kritiker nie recht machen können. Druck verleitet uns zu einem negativen inneren Dialog, ein ähnlicher Prozess, wie ihn demotivierte KollegInnen am Arbeitsplatz auslösen, wenn wir Ihnen Gehör schenken.

Bestandsaufnahme des inneren Dialogs

Um diesen negativen inneren Dialog zu unterbrechen achten Sie darauf, was Sie gerade im Moment erleben. Führen Sie etwa ein negatives und herabsetzendes Selbstgespräch, machen Sie sich Selbstvorwürfe oder spüren Sie unnötig eine überwältigende Schuld oder Gefahr?

Eine Alternative für negative Dialoge

Es ist eine Binsenweisheit: Wir spüren unsere Psyche, wenn wir uns in unserem normalen Handlungsspielraum, bei unserer psychologischen Selbstregulation, eingeengt fühlen. Fragen Sie sich, was Sie tun würden, wenn ein Mensch Ihnen seine Enge und sein Leid klagen würde: Würden Sie diesen Menschen umarmen, ihn streicheln oder sanft an der Hand nehmen und freundlich ihm Mut zusprechen sprechen? Was könnte dies für den Umgang mit Ihnen selbst bedeuten?

Wenn Sie sich bei einem negativen inneren Dialog ertappen, dann legen Sie eine Hand auf Ihr Herz oder Sie können auch Ihre Wange sanft berühren. Atmen Sie zwei oder dreimal ruhig ein und aus. Sprechen Sie sich in einem Ton an, wie ihn ein Ihnen wohlgesonnener Mensch im Gespräch mit ihnen anklingen lassen würde. Beispielsweise: Hallo Schatz, es wird doch auch wieder besser; auch klasse Typen haben ´mal einen rabenschwarzen Tag. Das geht vorbei. Bleibe doch zuversichtlich!

Diese Art der inneren Kommunikation mit sich selbst aktiviert Ihre Selbstfürsorge und Selbstakzeptanz, Ihre Sorge darum, dass Sie auch unter widrigen Umständen wachsen und gedeihen. Diese Vorgehensweise aktiviert ihr Immunsystem durch die Freisetzung von Oxytocin, dessen Freisetzung durch Ärger und Selbsthass deaktiviert wird. Mit dieser Vorgehensweise entkommen Sie dem atemraubenden Griff des inneren Kritikers und Sie beginnen zu entspannen. Erst wenn Sie zu entspannen beginnen, beginnen Sie sich für alternative Lösungsmöglichkeiten und Entscheidungen wieder zu öffnen, die unter Anspannung nicht zu existieren scheinen oder deren Erreichung die eigenen Kräfte zu übersteigen scheint.

Im inneren Dialog sich etwas erlauben

Ein guter Freund würde ihnen etwas erlauben. Eine der tiefsten Formen der Selbstakzeptanz ist es, sich etwas Positives, etwas Licht, zu erlauben, trotz aller widrigen Umstände. Heute verstehen wir diese Erlaubnis häufig abgeflacht als Shoppingerlebnis, was natürlich von Zeit zu Zeit Spaß machen kann. In diesem Artikel ist allerdings eine tiefere Form von Selbstakzeptanz gemeint. Beobachten Sie Ihren Anspannungszustand, wenn Sie sich erlauben, sich gerade in diesem Moment sicher zu fühlen, genau hier und genau jetzt, wenn Sie sich verunsichert fühlen. Erlauben Sie sich, sich frei von Angst, Stress und Unwohlsein zu fühlen, obwohl diese Gefühle Sie zu überwältigen drohen. Erlauben Sie sich gerade jetzt eine elegante Lösung für ein unlösbares Problem.

Ist das Budenzauber? Nein! Es ist nur ein Zulassen von Möglichkeiten, die außerhalb der Reichweite unseres momentanen Bewusstseinszustands sind: Wir sind tatsächlich frei, zwischen verschiedenen Bewusstseinszuständen zu wählen. Sie wissen es doch: Uns würden normalerweise die alternativen Lösungen einfallen, die wir brauchen, wenn wir nur nicht so unter Druck wären und stattdessen unserer Kreativität freien Lauf lassen würden.

Ist es nicht ein wunderschöner Zustand, sich etwas zu erlauben, was „nicht geht“? Werden wir dadurch nicht ruhiger und gelassener und lassen all die Dinge, die an uns zerren, vorübergehend los? Und atmen wir dann nicht automatisch tiefer? Selbstakzeptanz und Selbstachtung sind ja keine Eitelkeit, sondern die Abwesenheit der Diskrepanz zwischen dem, was sein sollte, und dem, was eben nun einmal im Moment – und meistens nur vorübergehend – so ist.

Umsetzung des inneren Dialogs für mehr Selbstbewusstsein

Ein guter Freund würde Ihnen vielleicht auch in der schwärzesten Stunde eine kleine Freude machen. Unternehmen Sie doch selbst einen Schritt in die Richtung, die ziemlich sicher zu einer guten Erfahrung für Sie führen dürfte. Vielleicht haben Sie Ihrer Tochter gestern eine Gute Nacht Geschichte vorgelesen, über die sie selig eingeschlafen ist. Oder jemand hat Ihnen einmal einen Herzenswunsch erfüllt. Verweilen Sie ein paar Sekunden, besser Minuten, bei den guten Gefühlen, die mit diesen oder anderen ähnlich guten Erlebnissen verbunden sind. Lassen Sie etwas Dankbarkeit für diese Erfahrung bei sich zu und freuen Sie sich darüber, dass solche Momente in Ihrem Leben überhaupt vorkommen. Spüren Sie, wie Sie dabei wieder selbstbewusster werden. Danach nehmen Sie wieder die Tätigkeit auf, von der Sie sich gerade eine kleine Auszeit gegönnt haben; sie dürfte Ihnen nun leichter von der Hand gehen.

Wenn das alles nicht ausreicht, sprechen Sie Ihre Angelegenheit mit einem guten Freund oder einem wohlgesonnenen Arbeitskollegen durch.

Schlussfolgerung

Achten Sie darauf, wie Sie mit dieser freundlichen oder freundschaftlichen Vorgehensweise im Umgang mit sich selbst mehr Leichtigkeit und Selbstbewusstsein in ihr Leben bringen und besser mit den normalen Widrigkeiten zurechtkommen.