Man spricht von chronischen Schmerzen, wenn sie länger als 3 oder 6 Monate andauern. Dann beginnen die Schmerzen, ihren Signalcharakter zur Regulation einer akuten Verletzung zu verlieren. Chronische Schmerzen haben dagegen einen eigenen Krankheitswert. Dann ist die Psyche mit chronischen Schmerzen verwoben.

Möglicherweise kommen Ihnen Situationen der folgenden Art bekannt vor:

  • Sie investieren über Jahre viel Zeit und Geld und haben immer noch Rückenschmerzen, Kopfschmerzen (Migräne), Bauchschmerzen oder Gliederschmerzen
  • Sie müssen sich als Folge von Schmerzzuständen häufig krankschreiben lassen und gefährden Ihren Arbeitsplatz
  • Als Folge von Schmerzen leidet Ihre Familie oder Beziehung, auch das Sexualleben
  • Sie fühlen sich an Ihren Schmerz gefesselt und können sich deshalb nicht erholen und erholsam schlafen

Mit diesen Erfahrungen sind Sie nicht allein:

Im Scandinavian Journal of Pain wurde im Januar 2012 eine aktuelle Studie zu Patienten mit chronischen Schmerzen (ohne onkologische Schmerzen) wie Arthrose, Rückenleiden, Osteoporose, neuropathische Schmerzen oder Mischformen veröffentlicht.

Das Ergebnis der Befragung:

  • Auch nach einem Jahr medizinischer Behandlung wird das Leben von 60% der Patienten von Schmerzen bestimmt
  • Fast 50 % der Patienten berichten, dass ihre Schmerzen auch nach 2 Jahren Behandlung stark bis sehr stark sind
  • Fast 20 % der Patienten geben an, dass die Schmerzen stärker geworden sind
  • Eine Abnahme der Schmerzintensität berichtet nur eine Minderzahl der Studienteilnehmer
  • Die meisten Studienteilnehmer berichten, dass sich ihre Schmerzsymptome trotz Behandlung immer wieder ändern, was die Psyche zermürbt

Chronische Schmerzen und Psyche

Unser menschlicher Organismus beinhaltet ein System, das unserem Körper hilft, Gefahr unversehrt zu überstehen und abzuwehren. Bei realer Gefahr sorgt dieses System dafür, dass beispielsweise unsere Muskeln vermehrt durchblutet werden, damit die Muskelspannung uns hilft, bspw. zu kämpfen oder zu fliehen um zu überleben. Auf dieses System hat unser Bewußtsein nur wenig Einfluss.

Dieses System wird nicht nur von realen Gefahren aktiviert, sondern auch von unseren Vorstellungen und Gewohnheiten, also von unserer Psyche.

Wenn unsere Psyche aber das Gefahrenabwehrsystem aktiviert, dann wird aus der Muskelanspannung leicht eine dauerhafte Muskelanspannung. Diese dauerhafte Muskelanspannung durch die Psyche führt zu chronischen Schmerzen über eine Verspannung der Muskulatur. Dazu kommen vermehrte Ausschüttung von Stresshormonen und die Freisetzung von Glucose im Blut. Über diese und andere Faktoren entstehen chronische Schmerzen. Eine Erholung des Körpers – und damit eine Linderung bzw. Heilung der Schmerzen –  wird durch die Psyche blockiert.

Psyche und chronische Schmerzen: Spürbare psychologische Hilfe

Es ist eine wissenschaftlich belegte Tatsache, dass sich durch eine oder mehrere psychologische Interventionen die Schmerzintensität, die Schmerzsymptomatik und die Lebensqualität von Schmerzpatienten spürbar verbessern lassen. Die Schmerzen verlieren dadurch ihren Einfluss auf die Psyche.

Die Schmerzen lassen durch Psychotherapie für den Schmerzpatienten spürbar nach. Und das Leben wird wieder das, was es sein soll: Eine erinnernswerte Zeit, die man gern mit den Menschen, die man liebt, teilt. Die „unheilige“ Allianz aus chronischen Schmerzen und Psyche muss also kein Schicksal sein.